Schamanistische Reise

Unter einer „schamanistischen Reise“ ist kein Urlaubstrip an irgendeinen beliebten Touristik-Ort zu verstehen, denn hierbei geht es weniger um das Erreichen eines Zielorts, als um eine innere Reise und Vision zur Bewusstseinserweiterung. Schamanen sind Menschen, welche die weltweit bekannte spirituelle Praxis des Schamanismus betreiben, die auf einer eigenen intensiven Naturerfahrung beruht und diese in einen spirituellen, kosmischen Zusammenhang stellt. Es gibt Schamanismus bei den Eingeborenen Nord- und Südamerikas, in Sibirien, in Afrika und an vielen anderen Orten der Welt – gemeinsam ist allen schamanistischen Kulturen trotz äußerer Unterschiede, dass der Schamane, der das Erfahrungswissen besitzt, sich selbst als einen Mittler zwischen Himmel und Erde betrachtet und sein Können meist selbstlos zur Verfügung stellt, um seinen Mitmenschen zu helfen.

Der Schamane macht sich – seinen Körper und Geist – gleichsam zum Erfahrungswerkzeug der geistigen Welt und lässt durch seine Sinne die Botschaften der geistigen Welt auf seine Gruppe übergehen. Insofern ist es verständlich, dass der Schamanismus generell eine Spiritualität der Praxis ist, weniger der Theorie, und dass es bei ihm erheblich auf die eigene Erfahrung des Praktizierenden ankommt und nicht auf das Lernen aus Büchern oder die mündliche Weitergabe von Wissen. Die schamanistische Kultur sieht also in so genannten Reisen – persönlichen, oft nur gedachten oder geträumten Erfahrungswegen zur Bewusstseinserweiterung – ein Hauptmittel an, um zur Erkenntnis höherer Welten zu gelangen. Die so genannte schamanistische Reise gehört also zum Grundwerkzeug der Exploration (Erforschung) durch den Schamanen und wird von diesem mehrfach praktiziert; zum einen als so genannte Initiation (Einweihung), zum anderen als praxisbezogene Erkenntnisleistung (wenn durch eine Reise zum Beispiel Heilwissen verstärkt werden soll, um einem Kranken zu helfen) und auch allgemein zur regelmäßigen Stärkung des eigenen inneren Sehens und Verständnisses von geistigen Strukturen. Viele praktizierende Schamanen in Ost und West berauschen sich an Tabak oder bestimmten Getränken oder nehmen halluzinogene Mittel wie Fliegenpilz (Amanita muscaria) oder Peyote-Kaktus, um sich in einen Trance-Zustand zu versetzen. Berühmte schamanistische Reisen zum Nachlesen werden zum Beispiel seit den 1970er Jahren vom südamerikanischen Autor Carlos Castaneda in seinen Dialogen mit Don Juan, einem Magier und Schamanen-Priester, berichtet.


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